Pionier

Euroregion Rhein-Waal (NRW & NL)

Steckbrief

Name/Projekt: Euregio Rhein-Waal
Einwohnerzahl: ca. 5 Millionen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen, Niederlande
Thema: Wirtschaft & Finanzen, Bevölkerung & Gesellschaft
Lizenzmodell: Namensnennung 4.0
Typ: Verbundportal
Betreiber: IT.NRW & Centraal Bureau voor de Statistiek

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Welche Motivation steht hinter dem Open-Data-Projekt?

In der Euregio Rhein-Waal (niederländisch Euregio Rijn-Waal) haben sich mehr als 50 deutsche und niederländische Gemeinden zusammengeschlossen, um sich kommunalpolitisch besser abzustimmen, die Menschen einander näher zu bringen und gemeinsame Projekte anzustoßen. Eines dieser Projekte ist ein gemeinsames Open-Data-Portal.

Schon seit Jahren ist es hier Realität, dass viele Menschen über die Grenze zur Arbeit pendeln. Das funktioniert durch die europäische Freizügigkeit ohne größere Probleme. Allerdings haben die Behörden zu diesen arbeitsbedingten Pendelbewegungen kaum Daten und so fällt eine Beurteilung auch unter dem Aspekt, welche Wertschöpfung die Arbeitnehmer diesseits und jenseits der Grenze erbringen, sehr schwer. In Nordrhein-Westfalen (NRW) stand man auch vor der Herausforderung, dass es in Deutschland kein vergleichbar einwohner- und wirtschaftsstarkes Bundesland gibt und so eine vergleichende Datengrundlage fehlt. Daher werden die Niederlande oft als Referenzpunkt genommen. Dieses Projekt schuf dafür eine (Daten-)Grundlage.

Welche Daten werden über das Portal bereitgestellt?

Die Hauptmotivation war es, endlich eine Datengrundlage zu Grenzpendlern zu haben. Daher fing man damit an, deutsche und niederländische Daten zu diesem Thema auszuwerten und vergleichbar zu machen – gar nicht so einfach wie sich herausstellte. Die Daten passten erstmal überhaupt nicht zusammen. Wie erklärt man seinen niederländischen Kollegen zum Beispiel das deutsche Konzept von “geringfügig Beschäftigten”? Diese Hürden konnten in Teamarbeit erfolgreich genommen werden und heute findet man neben Daten zu Grenzpendlern auch Bevölkerungsstatistiken und wirtschaftliche Kennzahlen im Portal. Ein großer Mehrwert des Portals liegt in der Regionalisierung der Datensätze. Von Anfang an war es das Ziel, auch den beteiligten Kommunen einen Mehrwert durch das Bereitstellen von kleinteiligen Datensätzen zu bieten.

Wer nutzt die Daten?

Die Betreiber stellten scherzhaft fest, dass “die Welt auf diese Daten gewartet hat.” Die Bedeutung dieses Vorhabens und der Daten, wurde den Betreibern erst so richtig nach dem Start des Projekts klar. Es gibt heute viele verschiedene Nutzergruppen. Die Daten fließen sowohl in die politische Planung des Landes NRW als auch der Niederlande ein. Die EURES-Arbeitsvermittler nutzen die Daten sehr aktiv für ihre grenzüberschreitende Arbeit in der Region. Zudem fragen regelmäßig Hochschulen und Universitäten an und nutzen die Datensätze für die Forschung, aber auch als Beispieldaten in der Lehre. Inzwischen gibt es auf niederländischer Seite auch private Unternehmen, die die Daten nutzen (https://arbeidsmarktinzicht.nl/).

Was können Kommunen von diesem Projekt lernen?

Die Prüfung von Bedürfnissen zu datenbasierten Informationen in den beiden Ländern stand am Beginn des gesamten Projekts. Besonders hervorzuheben ist dabei die frühzeitige Einbindung von potenziellen Nutzergruppen und Stakeholdern. Regelmäßig setzte sich das Projektteam zusammen und diskutierte Wünsche, zeigte aber auch auf, welche Rückschläge es in der Entwicklung gab und welche Punkte sich derzeit nicht umsetzen lassen. Diese Transparenz sorgte gleichsam für eine hohe Akzeptanz durch die wichtigsten Stakeholder. Zudem zeigt das Projekt, welche Hürden zu nehmen sind, um Daten über Regionen bzw. auch Länder vergleichbar zu machen. Es braucht viel Zeit und gegenseitiges Verständnis, um sich die Daten zu erklären und Kompromisse zur Fortführung zu finden. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Thematik von Open Data nicht an einer Landesgrenze aufhört, sondern vielmehr in länderübergreifenden Kontexten gedacht werden muss. Die Initialisierungskosten des Portals waren sehr hoch und nur durch die Interreg-Förderung im Rahmen des European Regional Development Funds möglich. Der Erfolg gibt den Initiatoren aber Recht: immer mehr Akteure nutzen die Informationen und die geschaffene Datengrundlage.